Eisberg

Vielleicht hat es schon immer zu mir gehört.

Vielleicht ist es wie ein Eisberg. Gewachsen in der Kälte, genährt von dem Winter in mir. Und dieser Eisberg ist jetzt auf Grund gelaufen und enthüllt damit seine gesamte Größe. Seine nicht ignorierbare, immense, unüberwindbare Größe. Eine Größe, die einem den Weg versperrt, die einen nicht weiterbringt, nur aufhält. Eine, die auf sich aufmerksam machen will. So unbedingt. Er zeigt, dass sich etwas verändert hat, dass etwas nicht stimmt, denn sonst wäre er wohl kaum hier bei mir gestrandet.

Ich will, dass er schmilzt. Dass er endlich verschwindet.

Am liebsten würde ich ein Feuer machen und mich zusätzlich darauflegen, um ihn mit meiner Körperwärme zum Schmelzen zu bringen. Ich würde wirklich alles tun, damit es möglichst schnell vorbei ist. Damit er mir nicht mehr die Sicht versperrt auf das, was die Wirklichkeit ist. Aber ich bin eingesperrt und kann nur dabei zuschauen, wie das Wetter wechselt. Von sehr warm, zu eiskalt, zu Schnee. Und es schneit viel zu oft.

Wenn ich den Schlüssel von meinen Ketten finden könnte. Ich würde um den Eisberg herumlaufen, vielleicht auch über ihn klettern. Aber ich kann nicht. Stehe nur davor und finde keinen Ausweg. Weiß nicht einmal wie meine Ketten oder mein Schloss aussehen und wie soll ich dann den Schlüssel finden. Kann ich ihn überhaupt alleine finden? 

Es ist wie eine Lähmung, welche mir die Luft zum Atmen nimmt, mein Herz zum Rasen und aus dem Takt bringt, welche mir die Stimme nimmt. Unfähig nach Hilfe zu schreien, ertrinkend in dem See den der Eisberg hinterlässt.

Ich stehe still, kann nichts anderes als ihn anzustarren. Vergesse dabei, was hinter ihm liegt, wie es aussieht, wie es sich angefühlt hat. Es verschwimmt. Aber ich konnte es mir auch nicht einprägen, so plötzlich wie er da war, oder? War er schon immer da? Immer so groß? Nur unbeachtet von mir? Von der, die Problemen immer aus dem Weg geht, sie runterschluckt, nicht hinsieht.

Ich wollte nicht wahrnehmen, was da kommt. Vielleicht hätte ich es verhindern können. Ich hätte mir helfen lassen können. Hätte dadurch vielleicht öfter warmes Wetter gehabt und er wäre nicht so übermächtig geworden. Denn das ist er. Er hat die Macht über mich.

Ich hätte mich ihm stellen müssen. Jetzt fühlt es sich so an, als müsste ich mit ihm leben. Als wäre es zu spät ihn zu verändern, zu verkleinern oder gar loszuwerden.

Jedes mal, wenn die Fesseln kurz nachgeben und ich einen Schritt auf ihn zu mache, kurz die Hoffnung habe ich könnte ihn beseitigen, wird er größer und es nimmt mir die Luft, die Hoffnung. In diesem Moment ist er zu groß und meine Idee zu klein und dann bin ich wieder in Fesseln und es schneit.

Wie schön es wäre, wenn ich Kontrolle über das Wetter hätte. Wie schön es wäre, wenn ich die Kontrolle über mich hätte.




XOXO Lea



Bitte teilt eure Gedanken mit. Vorallem wenn es euch schlecht geht. Lasst euch helfen! Es ist nie zu spät damit anzufangen. Das Wetter wird wechseln, dass verspreche ich euch.

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